Als Steuerberater selbstständig machen: Welche Wege führen zur eigenen Kanzlei?
Herzlichen Glückwunsch – Du hast das Steuerberaterexamen erfolgreich bestanden! Nach dieser anstrengenden und herausfordernden Zeit stellt sich für viele frischgebackene Steuerberater nun die Frage: Was kommt als Nächstes? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Deinen beruflichen Werdegang zu gestalten. Solltest Du Dich anstellen lassen, eine Kanzlei übernehmen oder direkt den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?
In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Optionen für Deinen Start ins Berufsleben als Steuerberater und gehen besonders auf den spannenden Weg ein, eine eigene Kanzlei zu gründen. Dabei gibt es nicht den einen „richtigen“ Weg – jede Entscheidung hängt stark von Deinen persönlichen Präferenzen, Zielen und auch Deiner Risikobereitschaft ab.
Deine Möglichkeiten als Steuerberater:
1. Steuerberater in einer bestehenden Kanzlei
Die Anstellung in einer bereits etablierten Steuerberatungskanzlei ist der klassische Weg für viele Berufseinsteiger. Er bietet die Möglichkeit, erste Berufserfahrung zu sammeln, ohne die Belastung durch finanzielle oder organisatorische Risiken. Du kannst Dir ein Netzwerk aufbauen, von erfahrenen Kollegen lernen und nach und nach Deine eigenen Mandanten betreuen.
Vorteile:
- Sicheres, planbares Einkommen, oft mit festen Arbeitszeiten
- Unterstützung und Mentoring durch erfahrene Kollegen
- Fokus auf fachliche Weiterentwicklung ohne unternehmerische Verantwortung
- Keine Anfangsinvestitionen oder Risiken
Nachteile:
- Weniger Freiheit bei der Auswahl der Mandanten und der Gestaltung der Arbeitsabläufe
- Möglicherweise begrenzte Aufstiegschancen und Entscheidungsspielraum
- Abhängigkeit von der Kanzleiführung und internen Strukturen
Für viele Berufseinsteiger bietet dieser Weg die perfekte Balance zwischen Sicherheit und Praxiswissen. Doch langfristig kann es sein, dass der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung wächst.
2. Kauf einer bestehenden Kanzlei
Wenn Du lieber gleich Verantwortung übernehmen möchtest, ist der Kauf einer bereits bestehenden Kanzlei eine spannende Option. Der Vorteil hierbei ist, dass Du direkt auf einen etablierten Mandantenstamm und eingespielte Abläufe zugreifen kannst. Oft handelt es sich hierbei um Kanzleien, die aufgrund von Ruhestand oder beruflicher Neuorientierung abgegeben werden.
Vorteile:
- Sofortiger Mandantenstamm und gesicherte Einnahmen
- Übernahme eines bestehenden Teams und funktionierender Strukturen
- Oftmals weniger Zeit- und Kapitaleinsatz in den Aufbau notwendig
- Gute Basis für Wachstum und Weiterentwicklung
Nachteile:
- Hohe Anfangsinvestition, die finanziert werden muss
- Schwierigkeiten bei der Übernahme von Mandantenbeziehungen (Vertrauen muss neu aufgebaut werden)
- Anpassung der Kanzlei an Deine eigenen Vorstellungen und Strukturen kann herausfordernd sein
- Abhängigkeit von den bisherigen Erfolgen und Strategien der Kanzlei
Der Kauf einer Kanzlei ist ideal für Steuerberater, die schnell Verantwortung übernehmen möchten, aber dennoch von einem funktionierenden Geschäftsmodell profitieren wollen. Dabei sollten jedoch sowohl finanzielle als auch emotionale Aspekte – wie die Beziehung zu den Mandanten – nicht unterschätzt werden.
3. Beitritt in einen Kanzleiverbund
Der Beitritt in einen Kanzleiverbund stellt eine Mischform aus Selbstständigkeit und Zusammenarbeit dar. Hier hast Du den Vorteil, dass Du nicht allein bist, sondern Dich mit anderen Steuerberatern zusammenschließt. Du arbeitest in Deinem eigenen Büro, profitierst jedoch von Synergien und einer gemeinsamen Marke.
Vorteile:
- Netzwerk und Austausch mit anderen Steuerberatern
- Gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie Marketing, IT und Verwaltung
- Geringeres finanzielles Risiko, da Kosten geteilt werden
- Mehr Unabhängigkeit als in einer Anstellung
Nachteile:
- Teilweise Kompromisse bei der Entscheidungsfreiheit
- Abhängigkeit von der Zusammenarbeit und den Strukturen des Verbunds
- Eventuell weniger Flexibilität als bei einer komplett eigenen Kanzlei
Ein Kanzleiverbund bietet Dir den Vorteil der Selbstständigkeit, ohne dass Du komplett auf Dich alleine gestellt bist. Es ist eine gute Möglichkeit, erste Schritte in Richtung Unabhängigkeit zu gehen und gleichzeitig von der Unterstützung und dem Netzwerk eines Teams zu profitieren.
4. Syndikus-Steuerberater in einem Unternehmen
Du möchtest nicht nur für viele Mandanten arbeiten, sondern Dich lieber auf die steuerliche Betreuung eines einzelnen Unternehmens konzentrieren? Dann könnte die Position eines Syndikus-Steuerberaters genau das Richtige für Dich sein. In dieser Rolle bist Du intern für die steuerlichen Angelegenheiten eines Unternehmens verantwortlich.
Vorteile:
- Sicheres Einkommen und planbare Arbeitszeiten
- Keine Akquise oder Mandantenbetreuung notwendig
- Arbeiten in einem unternehmerischen Umfeld mit klaren Aufgaben
- Möglichkeit zur Spezialisierung auf bestimmte steuerliche Themen
Nachteile:
- Weniger Abwechslung in den Aufgabenbereichen
- Keine Möglichkeit, eine eigene Kanzlei aufzubauen oder Mandanten zu gewinnen
- Weniger unternehmerische Freiheit und Flexibilität
Diese Option ist vor allem für Steuerberater interessant, die sich langfristig in einem Unternehmen etablieren möchten und kein Interesse an der Führung einer eigenen Kanzlei haben. Sie bietet Sicherheit und Klarheit, aber weniger unternehmerische Gestaltungsmöglichkeiten.
5. Gründung einer eigenen Kanzlei – Der Weg in die Selbstständigkeit
Der Traum vieler Steuerberater ist es, eine eigene Kanzlei zu gründen und unabhängig zu arbeiten. Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert Mut, Durchhaltevermögen und eine gute Planung. Doch der Aufwand lohnt sich: Als selbstständiger Steuerberater hast Du die Möglichkeit, Deine eigenen Mandanten zu betreuen, Entscheidungen unabhängig zu treffen und Deinen eigenen Weg zu gehen.
Vorteile:
- Volle Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl der Mandanten und der Arbeitsweise
- Flexibilität und Unabhängigkeit im beruflichen Alltag
- Potenzial für langfristigen finanziellen Erfolg und Kanzlei-Wachstum
- Persönliche Selbstverwirklichung durch die Schaffung einer eigenen Marke
Nachteile:
- Hohe Anfangsinvestitionen und finanzielle Risiken
- Verantwortung für alle unternehmerischen Entscheidungen
- Aufwändige Mandantenakquise und Marketing nötig
- Hoher administrativer Aufwand (Personal, Finanzen, Organisation)
Die Gründung einer eigenen Kanzlei ist ohne Zweifel der Weg mit dem größten Potenzial für berufliche Selbstverwirklichung. Aber: Sie erfordert auch viel Engagement und die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Die Belohnung ist jedoch ein Leben in beruflicher Unabhängigkeit und die Möglichkeit, etwas Eigenes aufzubauen.
Wie Du den Weg zur eigenen Kanzlei erfolgreich gehst
Wenn Du Dich dafür entscheidest, eine eigene Steuerberatungskanzlei zu gründen, ist eine gute Vorbereitung das A und O. Von der Erstellung eines Businessplans über die Wahl der richtigen Standortstrategie bis hin zur Mandantengewinnung – alles will gut geplant sein.
Die wichtigsten Schritte:
- Businessplan erstellen: Hier legst Du Deine Ziele, Dein Geschäftsmodell und Deine Finanzierung fest.
- Finanzierung sichern: Bankgespräche und die Sicherung von Startkapital sind wesentliche Punkte.
- Mandanten gewinnen: Dein Erfolg steht und fällt mit der Akquise von Mandanten – Marketing und Netzwerken sind hier entscheidend.
- Organisation aufbauen: Du musst sicherstellen, dass Du von Anfang an die richtigen Tools und Prozesse hast, um Deine Kanzlei effizient zu führen.
Fazit: Welcher Weg ist der richtige für Dich?
Die Entscheidung, welchen Weg Du als Steuerberater einschlägst, hängt stark von Deinen persönlichen Vorlieben, beruflichen Zielen und Deiner Bereitschaft ab, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Ob Du den sicheren Weg einer Anstellung wählst oder direkt den Sprung in die Selbstständigkeit wagst – jede Option bietet ihre eigenen Chancen und Herausforderungen.